Die Corona-Pandemie beeinflusste auch die Aktivitäten im Bereich Diagnostik stark. Für die Firma Roche Diagnostics wurden zwei Auftragsstudien in Bezug auf zwei neue Corona-Antikörper (anti-SARS-CoV-2-Tests) durchgeführt. Zwischen Juni und November verglichen wir im Rahmen einer Studie sechs kommerziell erhältliche anti-SARS-CoV-2-ELISA-Tests an rund 4‘000 Blutspenden aus der Zeit vor der Corona-Pandemie und an 472 Proben von Patientinnen und Patienten mit COVID-19. Das Ziel war, die Empfindlichkeit (Sensitivität) und die Genauigkeit (Spezifität) der verschiedenen Tests zu eruieren und zu vergleichen. Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) hat die Interregionale Blutspende SRK für diese Studie finanziell unterstützt.
Die beiden laufenden Hepatitis-E-Studien konnten wegen der Corona-Krise nur mit Verzögerung weitergeführt werden. Bei der Studie mit 3‘000 Patientinnen und Patienten nach Transplantationen wurde das Screening in Zusammenarbeit mit allen Universitätsspitälern abgeschlossen. Die Blutspende-Studie konnte bis auf die phylogenetischen Untersuchungen über einen Zeitraum von rund zwei Jahren praktisch abgeschlossen werden.
Im letzten Jahr publizierten wir zusammen mit Gynäkologen und weiteren Experten den Expertenbrief der gynécologie suisse SGGG «Empfehlungen zur Anti-D Immunglobulin Gabe in der Schwangerschaft (=Anti-D-Prophylaxe)». In der Folge stieg die Nachfrage nach Tests zum Nachweis fötaler RHD-DNA in mütterlichem Blut sehr stark an. Damit wir diese Menge an Tests durchführen können, wurden die Testabläufe und Testprozesse weiterentwickelt und stärker automatisiert.
Im Bereich Blutgruppendiagnostik wurden insgesamt 20 neue Blutgruppenallele entdeckt (10 Rh, 4 Kell, 3 ABO, 1 Lutheran und 1 KFL). In der Blutgruppe JMH wurde ein neues Antigen charakterisiert, das die ISBT im Dezember 2020 als neues Antigen JMHA (A für Arabia) anerkannt hat.
Im Bereich Produkte untersuchen wir im Rahmen einer noch laufenden Studie, ob bei Blutspenden das Geschlecht der Spendenden einen Einfluss auf den Empfänger resp. die Empfängerin hat. Im Labor werden Erythrozyten, die von Männern oder Frauen stammen, zu Plasma – ebenfalls von Männern oder Frauen – hinzugefügt, anschliessend wird die Überlebenszeit der Erythrozyten beobachtet. Bereits konnten wir einige Unterschiede zwischen den Geschlechtern feststellen, zum Beispiel, dass die Blutzellen von Männern eher Schäden aufweisen als diejenigen von Frauen. Vermutlich spielen dabei die Geschlechtshormone im Blut eine wesentliche Rolle. Solche Kenntnisse tragen dazu bei, die Erfolgsrate bei Bluttransfusionen weiter zu verbessern.
Im letzten Jahr wurden zudem im Bereich der Entwicklung zwei grosse Projekte durchgeführt. Einerseits die Validierung und Übertragung des Separationsschritts bei Thrombozyten-konzentraten (TK) aus gepoolten Buffy Coats (BC) auf eine neue Presse – die ehemalige Presse war zu alt geworden. Andererseits die Validierung des sogenannten Oktopus-Kits, mit dem sich bei der Herstellung von TK die einzelnen BC zusammenfügen lassen. Der Oktopus bietet den Mitarbeitenden mehr Komfort als das bisherige System – bei gleichbleibender Qualität der Produkte.